Alles begann mit einem Inserat, in dem ein "Golf 1" feilgeboten wurde. Die genau Nachfrage und Besichtigung deuteten dann auf einen teilzerlegten 83er GTI Trophy hin, und man war sich schnell einig. Einige Impressionen des angelieferten Autos:
Der Wagen ist schon teilzerlegt und ordentlich staubig...Der Vorderwagen hat noch eine intakte Versiegelung und ist praktisch ohne Rost :-) Dies im Gegensatz zu den Radläufen, die man auch etwas professioneller hätte herausschneiden können; so ist allerdings zumindest klar, dass der innere und äussere Radlauf gewechselt werden müssen...Auch der Frontscheibenrahmen wurde leider alles andere als fachmännisch repariert.
Trotz sauberem Aufbohren der Punktschweissungen liess sich das Blech kaum entfernen, was daran liegt, dass an dieser Stelle bereits früher Durchrostung ein Problem war. Das Problem wurde damals offensichtlich so gelöst, dass solange Schweissdraht in die A-Säule geschmolzen worden ist, bis man ihn bündig verschleifen konnte. Typischerweise war das Ablaufloch von dieser Aktion auch betroffen, was die Nachhaltigkeit des Eingriff zusätzlich negativ belastete.
Nach einigen Stunden Arbeit präsentiert sich die Säule nun aber schon etwas freundlicher, insbesondere nach der Behandlung mit Zn95-Rostschutz.
Ein Teil der Dachkante musste ich selbst rekonstruieren, ebenso einen Teil des Windleitblechs, da dieses nur in zu kurzer Ausführung lieferbar ist und zudem nicht allzu passgenau. Trotzdem besteht die Hoffnung, dass die Reparatur dieses Karosserieteils schliesslich gelingen wird. Nach etlichen Anpassungsarbeiten passt das Blech dann doch noch.
Der Schlossträger bedurfte auch noch einiger Arbeit, insbesondere das saubere Herausschneiden des alten Blechs gestaltete sich gar nicht so einfach. Nach dem Verzinnen sieht's dann aber schon recht freundlich aus.
Auch im Radhaus hinten links liess sich die braune Seuche nieder, allerdings im vergleichsweise moderaten Rahmen.
Eine grössere Herausforderung stellte nun das herausschneiden des äusseren Radlaufs dar. Ganz nach dem Motto "Gut ausgeschnitten ist halb eingeschweisst." gab man sich entsprechende Mühe. Zuerst musste dann allerdings der innere Teil rein.
Nach dem Verschweissen und Verzinnen des äusseren Teils kam Hoffnung auf, dass man dereinst nichts mehr von dem doch eher grösseren Eingriff sehen würde. Allerdings hat sich das Verzinnen von stehenden Blechen als eher nicht trivial herausgestellt. Und die Hände verbrennen kann man sich also auch. Und am Boden landet auch ein gewisser Teil. Und das überschüssige Flussmittel sollte entfernt werden, es ist nämlich korrosiv.
Motor:
Auch beim Motor hat sich der Zahn der Zeit bemerkbar gemacht, zumal im vierten Zylinder einige Jahre lang Wasser gelagert worden ist:
Das Tanklochblech sah ursprünglich besser aus, als es dann wirklich war:
Zwischenzeitlich kam die Idee auf, rostige Teile mittels Elektrolyse zu entrosten. Dazu braucht es zunächst eine leistungsfähige Stromquelle, die in unserem Falle maximal 60A bei 15 Volt liefert. Als Elektrolyt bietet sich Natriumhydroxid an. Welche Stromstärke - in der Regel sollten es bei 5A pro qdm sein - dann genau gefahren werden kann, hängt stark vom Widerstand im Bad ab. Dieser wiederum ergibt sich einerseits aus der Grösse der Anode und der NaOH-Konzentration im Bad. Darum wurden im späteren, grösseren Bad auch wesentlich grössere Anoden verwendet, so dass mit relativ tiefer Spannung hohe Stromstärken möglich sind. Die Reduktion des zu entrostenden Teils läuft dann schneller ab.
Grössere Bleche wie das Lüfterblech oder das Hitzeschutzblech beim Tank machten irgendwann auch ein grösseres Elektrolysebad vonnöten. Als temporäre Lösung mag das gehen, aber die nächste Ausbaustufe ist bereits geplant, damit Teile wie Hinterachskörper oder Stosstangen-Träger unter einmaligem Umdrehen komplett entrostet werden können.
Damit der Unterboden bequem bearbeitet werden kann, bietet sich eine Drehvorrichtung für die Karosserie an. Gesagt, getan. Auf dem Alteisen fanden sich die Tischbeine (oder -böcke, oder so....) eines alten Werkstatttisches, und Galli Metallbau Steffisburg hat mir mit Freude etliche Laufmeter Vierkantrohr (30x30x1.5) verkauft. Daraus ergab sich eine Drehvorrichtung, in der sich die Karosserie mit wenig Krauftaufwand (da man den Schwerpunkt gut angenähert hat) drehen lässt.
Die Möglichkeit, dass sich die Karosserie bequem drehen lässt, macht den Unterboden leider nicht schöner, aber immerhin zugänglicher:
Nach etlichen Stunden Abkratzen und Abschaben und Abziehen sah der Boden dann schon etwas freundlicher aus. Dabei kamen unter anderem Werkzeuge der Marke Eigenbau zum Einsatz:
Das sah dann etwa so aus:
In Bodennähe, nämlich an der Schwelle vorne links beim vordersten Ablaufloch, gabs noch ein wenig was zu schweissen:
Dasselbe beim Längsträger hinten links, unter dem Hinterachs-Lagerbock:
Ebenso erfuhr die mehrfach durch aufgeschweisste Bleche notdürftig geflickte Schwelle hinten rechts eine eine etwas gründlichere Kur:
Und schliesslich konnten dann auch der innere und äussere Radlauf auf der rechten Seite mal eingepunktet werden:
Auf dieser Seite ergaben sich weniger Schwierigkeiten mit der Passgenauigkeit, so dass bald einmal verzinnt und anschliessend mit Zinkfarbe hantiert werden konnte.
Dies war leider auf der linken Seite nicht der Fall, so dass das hintere Ende der Schwelle noch einmal neu gemacht werden musste:
Die Nummernschildbeleuchtung war auch nur noch zur Hälfte ok, bei der linken Lampe hatte sich der Rost festgesetzt.
Unterboden nach Bearbeitung...
Sandstrahlen von Kleinteilen und Unterboden:
Etliche Kleinteile wurden nach dem vollständigen Entlacken und/oder Glasperlenstrahlen gleich wieder mit Rostschutzfarbe (BranthoKorrux 3 in 1) versehen.
Anschliessend wird alles mit Zinkfarbe vorbehandelt:
...und schliesslich grundiert, mit Karroseriedichtmasse abgedichtet und mit Steinschlagschutz lackiert: